Mittwoch, 29. September 2021
Es sollte gesagt werden dürfen, dass das Leben in seiner Endlichkeit unterm Strich keinen Sinn ergibt, jenen welchen ja so viele suchen und in vermeintlichen Inhalten zu finden vermeinen. Das, was diese Vielen als den Sinn ihres Lebens erachten, sind in Wahrheit nur die Füllmittel des Zeitvakuums zwischen Alpha und Omega.

Der Sinn des Lebens ist das Leben selbst. Das Sein, nur ein Zusammenspiel aus Zufall, Chaos und Biochemie. Eine temporäre Existenz, die es zu füllen gilt.

Was kommt danach? Das Paradies? Das Große Nichts? Alles spricht für Letzteres. Welchen evolutionären Sinn hätte ein Leben nach dem Leben. Energie geht nicht verloren, weiß die Physik zu berichten. Aber ist das Leben Energie im Sinne der Physik? Oder doch vielmehr nur dieses schon besagte Zusammenspiel aus Molekülen und ihren Wechselwirkungen?

Gibt es einen Gott? Gibt es Geister? Engel?
Die Menschheit ist im 21. Jahrhundert angekommen. Sie ist in der Lage, Atome zu spalten, Masse in Energie zu überführen, die chemische Zusammensetzung eines Planeten zu bestimmen, der etliche Millionen Lichtjahre von unserer Erde entfernt ist. Die Menschen haben gelernt, künstliches Leben erzeugen, Lebewesen zu duplizieren, eine Rakete punktgenau in ein Ziel zu schießen, welches Tausende Von Kilometern entfernt ist. Die Menschen haben gelernt Krankheiten zu heilen, Krankheiten zu erfinden, Gene zu verändern. Wir bewegen uns mit Überschallgeschwindigkeit, im Weltall und auf dem Meeresgrund. Wir erschaffen Maschinen, die vielleicht irgendwann in der Lage sein werden, uns zu beherrschen. Trotz aller Erkenntnisse und Wissenschaften aber ist es uns noch nie gelungen, einen Gott oder einen Geist nachzuweisen. Der Grund ist simpel: Weil es so etwas nicht gibt. Es gibt keinen Gott, wie ihn uns Kirchen und Religionen verkaufen wollen. Religion, ein einfaches Mittel der Macht.
Was wir dürfen, ist es uns die Frage zu stellen, wer eigentlich der Urheber gewesen ist. Der Urheber von allem, der Naturgesetzen, von Chaos und Ordnung. Ist es dort, wo wir Gott vermuten können? Wem dem so ist, dann stimmt es, dann wirkt Gott bis zum heutigen Tag. Ohne dass wir es beeinflussen können.

Die Zeit des Betens. Verschwendete zeit. Es sei denn, sie dient einzig und allein der Selbsthypnose und Autosuggestion.

Von außen betrachtet ist es schon amüsant, dass ein Großteil der menschlichen Spezies einem der drei monotheistischen Hirngespinste frönt, welche auf den mehr als 3000 Jahren alten Halluzinationen eines inzuchtgeschädigten, mental beeinträchtigten und epilepsiekranken Pharaos basieren. Der komplette Abrahamismus ist aus heutiger Sicht ein überflüssiger Anachronismus aus dem Zeitalter der Antike. Die Fähigkeit des Gehirns zu religiösen Leistungen ist im Sinne einer neurologische Funktion eng an die Integrität neuronaler Strukturen geknüpft und hat(te) sicherlich gemäß der Darwin´schen Evolutionslehre Überlebensvorteile für die Spezies Mensch erbracht (v.a. Angstabfuhr, Angstregulation). Ein Teil der menschlichen Spezies hat sich das Phänomen Religion schnell zu Nutze gemacht: Für den Ungebildeten ist sie Wahrheit, für den Gebildeten ist sie Lüge und für den Machthungrigen ist sie nützlich.
Über die prinzipielle Existenz und Beschaffenheit von etwas Göttlichem lässt sich durchaus diskutieren. Das anthropomorphe Gottesbild der Weltkirchen hingegen ist aber eine primitive kindliche Vorstellung: Schlichtweg der Versuch des menschlichen Gehirns, zu fassen, was ihm nicht fassbar ist und eben vor allem ein Produkt jener Machthungrigen, die Religion bzw. Religiosität instrumentalisieren, um Macht auszuüben.
Allerdings scheint die Existenz eines übergeordneten Bewusstseins (Gott, wenn man so will) allein schon aus physikalischen Gründen zwingend notwendig, da nichts aus sich selbst heraus in Bewegung gesetzt wird. Es gibt kein Perpetuum Mobile. Ex nihilo nihil.
Insofern scheint das pantheistische Gottesbild das realistischste zu sein.




Mittwoch, 25. August 2021
Ein Jahr ohne Sommer geht vorüber. Frost und Schnee, weit bis ins Frühjahr, gefolgt von regenreicher Mittelmäßigkeit, die uns Unwetter, Überschwemmungen und Tote gebar. Der Blick in den Himmel nährt die Ungewissheit. Ganz unbemerkt und trotzdem nahtlos knüpft der Herbst sich an den Sommer, der kein Sommer war. Die kalte Sonne steht tief am Horizont, während ich mich in meine Jacke hülle. Der Wandel des Klimas fordert sein Tribut.





Dienstag, 23. Februar 2021
Du hast die Sonne nie gesehen.
Hast niemals ihre Wärme gespürt auf Deiner Haut.
Hast dem Meer nie gelauscht, seinem niemals endenden Rauschen und Tosen.
Das Salz in der Luft. Du hättest es geschmeckt auf deinen Lippen.
Der Wind in Deinen Haaren. Du hättest ihn geliebt, wärest mit ihm um die Wette gelaufen. Da unten am Strand, im warmen Sand.
Das Kreischen der Möwen, das leise Knarzen der hölzernen Boote im Auf und Ab der Wellen.
All das durftest Du nicht erleben.

Du hast den Boden nie gespürt.
Unter Deinen kleinen Füssen.
Warmes weiches Moos im schattigen Wald, den heißen Asphalt in der Julisonne, kühles feuchtes Gras an einem grauen Regentag.
Du lerntest nicht, Schritt für Schritt Deinen Weg zu bahnen hinein in Dein Leben, an der Hand geführt, vorsichtig und ängstlich, die ersten Meter in die Selbstständigkeit.

Du durftest nicht schmecken die Süße des Honigs, nicht riechen den Duft der Blumen.
Durftest Deinen Hunger nicht stillen. Die Milch aus der Brust Deiner Mutter war Dir nicht vergönnt.

Ich habe Dein Lachen nie gehört, das Strahlen Deiner Augen nie gesehen. Wir lernten einander nicht kennen. Du wurdest nicht gefragt, ob Du leben willst.

Du hast die Sonne nie gesehen.
Deine Reise wurde beendet, bevor sie begann.
Du hast Dich aufgemacht, mit Engelsflügeln.
Bist entkommen dem Martyrium, das Dich empfangen hätte.

Flieg weiter, schau nicht zurück, zur Sonne, die Du nie gesehen hast.
Ich denke an Dich. Vermisse Dich, obgleich ich Dich nicht kannte. In meiner Kehle steckt Dein Schrei. Anklagend, verzweifelt, traurig, wütend.

Lebe wohl, mein Kind!